Die professionelle Gerüstkontrolle schützt Arbeiter + Auftraggeber

Marco Fehr:
Viele Arbeitsunfälle sind auf eine mangelhafte Absturzsicherung auf dem Gerüst zurückzuführen. Dass auf unseren Baustellen zunehmend erhöhter Zeitdruck herrscht, macht das Arbeiten in luftiger Höhe ebenfalls nicht sicherer.

Ich spreche in diesem Podcast deshalb mit einem Experten im Bereich der Arbeitsschutzberatung, wie Sie Ihre Unternehmer, Handwerker und Gerüstbauer richtig schützt.

Von Podcast-Gast Alex Mühlemann, Geschäftsführer ASGS-Beratungen, erfahen sie unter anderem…

• …wer für den korrekten Gerüstbau verantwortlich ist,
• …weshalb die Bodenbeschaffenheit bei der Gerüstplanung so wichtig ist,
• …ob ein Sicherheitskonzept individuell erarbeitet werden muss und
• …wie die Abnahme des Gerüsts erfolgt.
  

Mehr Infos und Kontakt: https://arbeitssicherheit.baupodcast.com/

Weitere Podcastfolgen und Blogartikel unter: www.marcofehr.ch/mehr

 

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Wie die professionelle Gerüstkontrolle Arbeitsunfälle verhindert

Jedes Jahr ist einer von sechs Bauarbeitern von einem Unfall im Bau- und Ausbaugewerbe betroffen. Viele dieser Arbeitsunfälle auf der Baustelle sind auf eine mangelhafte Absturzsicherung zurückzuführen – der zunehmende Zeitdruck macht das Arbeiten in luftiger Höhe leider auch nicht sicherer. Dabei sollte die Sicherheit am Arbeitsplatz immer oberste Priorität haben.
Wir zeigen deshalb in diesem Beitrag, wie Sie Ihre Unternehmer, Handwerker und Gerüstbauer richtig schützen. Wie sollte die Gerüstplanung ablaufen? Und wer ist dafür verantwortlich? Was bringt eine professionelle Gerüstkontrolle? Um diese Fragen geht es in den folgenden Kapiteln.

Weshalb Arbeitssicherheit im Gerüstbau so wichtig ist

Bei der Arbeitssicherheit geht es um Menschenleben. Gerade Gerüstunfälle sind oftmals schwerwiegende Unglücksfälle, die bei den Betroffenen und deren Angehörigen grosses Leid verursachen.
Für ein Bauunternehmen bedeutet ein Unfall auch immer einen Imageschaden. Macht eine Firma hingegen deutlich, dass ihr die Sicherheit ihrer Angestellten am Herzen liegt, schaffen sie ein positives und produktives Arbeitsumfeld.
Dazu kommt, dass durch die Reduzierung von Unfällen die SUVA-Prämie sinkt – ein weiterer schöner Nebeneffekt! Findet die SUVA hingegen während ihrer unangemeldeten Kontrolle gravierende Mängel, wird die Baustelle geschlossen. Das hat katastrophale Folgen für das Terminprogramm des Bauprojekts.

Korrekte Baugerüstplanung

Wer trägt nun beim Baugerüst die Verantwortung für die Sicherheit? Darauf gibt es je nach Planungs- und Bauphase unterschiedliche Antworten. Für die Gerüstplanung an sich ist die Bauleitung verantwortlich. Sie legt mithilfe der Baupläne fest, wo die Balkone und Aussparungen hinkommen.
Dabei gibt es zahlreiche Vorgaben: Der Abstand zur Fassade darf nicht grösser sein als 30 Zentimeter. Weiter darf die Distanz zwischen zwei Aufstiegen nicht grösser als 25 Meter sein. Bei einer Abstützung mit Gerüstrohren wiederum gilt die maximale Gerüsthöhe von 6 Metern. Nicht zuletzt muss man darauf achten, dass das Baugerüst nur auf verdichtetem Boden stehen darf. Alternativ können Hilfskonstruktionen erstellt werden.

Schutz beim Aufstellen

Die Gerüstbaufirma ist für das ordnungsgemässe Aufstellen verantwortlich. Der Gerüstbauer führt seine Arbeit gemäss dem Werkvertrag und entsprechend der Bauphase aus. Sobald die Mitarbeiter eine Absturzhöhe von 2 Metern erreichen, müssen sie sich absichern. Es gibt zwei Optionen: Zum einen den Kollektivschutz in Form eines Montagegerüsts und zum anderen den individuellen Schutz durch die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA), die jedoch zweckmässig sein muss. Mit anderen Worten, es ist wichtig, dass der Mitarbeiter bei einem Absturz nicht schon auf dem Boden aufkäme, bevor das Verbindungsmittel überhaupt gestrafft ist. Deshalb empfehlen wir, mit Höhensicherungsgeräten zu arbeiten, die wie ein Sicherheitsgurt im Auto funktionieren.

Vorgehen bei Gerüständerungen

Für den Unterhalt und die Gerüstkontrollen, die damit verbunden sind, ist wieder die Bauleitung verantwortlich. Ein Gewerk darf gemäss SUVA-Dokumentation eigenständig lediglich geringfügige Veränderungen am Gerüst selber vornehmen. Der Unternehmer muss das dem Gerüstbauer melden. Auch wenn der Unternehmer lediglich Werbeplanen anbringen will, muss er vorher mit dem Gerüstbauer Rücksprache halten, denn es könnte davon die Stabilität beeinträchtigt werden. Dafür gibt es inzwischen übrigens luftdurchlässige Werbebanner, wo die Windkräfte nicht so stark auf die Konstruktion wirken.
Noch eine Anmerkung zum Wind: Ab 65 Kilometer pro Stunde spricht man offiziell von einem «Sturm» und nach jedem Sturm muss die Bauleitung das Gerüst auf Schäden überprüfen.

Sicherheitskonzept ist verpflichtend

Ein Sicherheitskonzept, das für alle Gewerke und die gesamte Baustelle gilt, ist obligatorisch. Darin sollte zum Beispiel auch definiert und dokumentiert werden, wer im Falle eines Gewitters die arbeitenden Personen von den Gerüsten holt.
Das Sicherheitskonzept muss seit 1. Januar 2022 laut der neuen Bauarbeitenverordnung schriftlich vorhanden sein. Die Unternehmer müssen das Dokument unterschreiben und so bestätigen, dass alle Mitarbeiter diese Informationen erhalten haben.

Gerüstkontrolle: Mehr Informationen und Kontakt

Kennen Sie den Begriff der «Betriebsblindheit»? Das ist ein Zustand, in dem Menschen aufgrund ihrer langen Erfahrung und vertrauten Arbeitsumgebung dazu neigen, Probleme und Gefahren nicht mehr wahrzunehmen und zu übersehen. Das gibt es häufiger, als man denkt! Und es ist einer von vielen Gründen, weshalb ein externer Berater für den Bauleiter bei der Gerüstkontrolle so wichtig ist. Für diesen Experten ist die Baustelle nämlich neu und er hat einen geschulten Blick. Schliesslich geht es uns allen nur um eines: gemeinsam die Baustelle sicherer zu machen.

Dieser Blogbeitrag basiert auf unserem Interview mit dem BAUHERREN PODCAST SCHWEIZ, das Sie sich HIER in voller Länge anhören können.